DAS SPEEDWAY MAGAZIN FÜR LANDSHUT Speedway in Zeiten von Corona // Seite 2 DMSB - Speedway Paarcup // Seite 5 Aus „Renndienst Schinko“ wurde „Trackracingparts“ // Seite 11 Was macht eigentlich Egon Müller // Seite 24 Servus Jonas! // Seite 34 Ausgabe 1 - 2020 - 6. Jahrgang DIE DEUTSCHE PAARMEISTERSCHAFT
Liebe Fans, in diesem Jahr kann man kaum von einer Speedway-Saison reden. Ihr wißt es selbst, in welchemMaße die unerwartete Pandemie seit März unser aller Leben eingeschränkt hat und damit unsere Pläne für eine tolle Saison mit Speedway-Bundesliga und unserem Vorhaben „Titel Nummer 20 in 2020“, einem Lauf zum Speedway of Nations und vielem anderen zunichte gemacht hat. Es war allen immer klar, daß wir ein Rennen machen wollen, so bald es nur irgendwie geht. Nach unserem virtuellen Rennen Anfang Mai – was zwar viel Vergnügen gemacht hat, aber doch kein richtiger Ersatz sein konnte – konnten wir dann Ende Juli zumindest ein Bayerncup-Rennen mit entsprechenden Auflagen und ohne Zuschauer durchführen. Nun, am 10. Oktober, also noch der DMSB-Paarcup, und als wir dieses Heft zusammenstellen, wissen wir immer noch nicht, ob es mit Zuschauern stattfinden darf oder nicht. Wir wären froh und glücklich, heute das Stadion für die Öffentlichkeit aufsperren zu dürfen, und sei es auch mit hohen Auflagen. Doch für den Fall, daß uns das nicht erlaubt ist, haben wir erstmals einen Livestream eingerichtet, damit die Fans nicht komplett außen vor bleiben müssen. Schon jetzt arbeiten wir daran, wie wir im kommenden Jahr mit der Situation umgehen können, damit die Saison 2021 nicht erneut zum Totalausfall wird. Wer uns trotz schwieriger Zeiten immer die Stange gehalten hat und nun letztlich auch die Durchführung des heutigen Rennen erst ermöglicht, sind zum einen unsere Funktionäre, die quasi auf Zuruf da sind, wenn es anzupacken gilt. Einen besonderen Dank möchten wir aber heute unseren Sponsoren aussprechen. Viele von ihnen hatten es in den letzten Monaten in wirtschaftlicher Hinsicht auch nicht leicht – doch als wir sie angesprochen haben, inwieweit sie uns beim DMSB-Paarcup unterstützen könnten, sind wir überall auf offene Ohren gestoßen. Das ist das Besondere, was die Devils-Familie ausmacht – und hierfür ein herzliches Dankeschön vom gesamten Vorstand des AC Landshut sowie im Namen der Mitglieder und der Fans. Nun wünschen wir Euch viel Spaß beim Durchblättern dieses Devils Inside, dem einzigen im Jahr 2020 ... Auf eine bessere Saison 2021 ! Euer Vorstand des AC Landshut Speedway in zeiten von corona 2
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DMSB-Speedway-Paarcup Die Deutsche Paarmeisterschaft Zum Ende der mehr oder weniger ausgefallenen Saison freuen wir uns, Euch heute doch noch ein Rennen präsentieren zu können, das ursprünglich für den 19. Juli in Abensberg geplant war – den DMSB-Speedway-Paarcup. Für den gastgebenden AC Landshut treten Valentin Grobauer und Michael Härtel sowie Julian Bielmeier als Ersatzfahrer an. Ursprünglich war geplant, mit einer Mannschaft aus Landshuter Stammfahrern anzutreten, doch Sandro Wassermann hatte einen Terminkonflikt, und Mark Riss war von seinem Heimatverein Herxheim angefragt worden. Um einer weiteren Mannschaft die Teilnahme zu ermöglichen und so das Rennen spannender zu machen, hat der AC Landshut hierfür seine Zusage gegeben. So kehrt also Michael Härtel zumindest für dieses Rennen in seine „Kinderstube“ zurück, was beide Seiten und sicherlich auch die Fans freut. Julian Bielmeier hat sich während der Trainigs im Sommer gut mit der Bahn in der Ellermühle vertraut gemacht. 5
„Da sind schon ein paar interessante Namen dabei, das werden sicher spannende Rennen“, freut sich Teamverantwortlicher Klaus Zwerschina im Vorfeld. „Vor allen Dingen, weil ja nicht jeder Fahrer dieses Jahr voll im Renngeschehen steckt. Hoffen wir einfach auf spannende und unfallfreie Heats. Wichtig für uns alle ist zu zeigen, daß es auch trotz Corona Möglichkeiten gibt, Rennen zu veranstalten – vor allem auch im Hinblick auf das kommende Jahr.“ Neben den Landshutern treten die „Babonen“ vom MSC Abensberg mit den in Landshut ebenfalls bekannten Fahrern Maximilian Troidl und Mario Niedermeier (Reserve) sowie Tom Finger an. Bei den MSV Herxheim Drifters setzt man neben Mark Riss auf Max Dilger und Erik Bachhuber. Die MSC Cloppenburg Fighters reisen mit der großen Nachwuchshoffnung Norick Blödorn sowie Jonny Wynant und dem frischgebackenen Langbahn-Weltmeister Lukas Fienhage nach Niederbayern. Für den ADAC Sachsen starten Richard Geyer und Ronny Weis, und die MC Güstrow Torros schicken Lukas Baumann und Ben Ernst ins Rennen. 7
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man das stemmen kann und ob es sich für einen eignet, und irgendwann war der Entschluß getroffen. Natürlich fiel es den Schinkos auch irgendwie schwer, ihr Geschäft abzugeben – es war ja ihr Lebenswerk. Aber andererseits denke ich, hoffe ich, daß sie froh waren, es in erfahrene Hände abgeben zu können und zu sehen, daß es weitergeführt wird. Außerdem war es auch wichtig für die Fahrer, daß es den bewährten Renndienst in dieser Form weiterhin geben wird, sonst wären die organisatorischen Wege schon etwas länger und aufwendiger. Ist es Dir nicht schwergefallen, Deine Tätigkeit bei einem namhaften Automobilhersteller aufzugeben ? Einen großen Teil zur Entscheidung, mich zu verändern, hat die Tatsache beigetragen, daß ich mich im bisherigen Job nicht mehr so wohl gefühlt habe und etwas anderes machen wollte. Daß sich dann letztendlich die Möglichkeit aufgetan hat, mein Hobby zum Beruf zu machen, war natürlich die Krönung. Hast Du denn auch eine „ordentliche Ausbildung“ bei Schinkos gemacht ? Was heißt „ordentliche Ausbildung“ – es war zwar einiges geplant, ich wollte mal zu einer Art Probearbeiten mitfahren, aber es hat zeitlich nie geklappt. Schlußendlich waren es dann ein langes Wochenende und ein Einsatz in Pardubice, wo ich dann von Walter und Inge einen Crashkurs bekommen habe. Rückblende: Jahrzehntelang gehörten sie mit ihrem roten Transporter zu den Speedwaybahnen in Deutschland – „die Schinkos“ mit ihrem Renndienst. Ende vergangenen Jahres haben sich Walter und Inge in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen und ihr Unternehmen an einen nicht unbekannten Nachfolger übergeben. Devils Inside hat sich für Euch umgehört. Peppi, wie kam es dazu, daß Du den Renndienst Schinko übernommen hast ? Das hat sich ursprünglich eher zufällig im Gespräch ergeben. Der Renndienst Schinko war seit 1978 überall auf den Rennplätzen präsent. Nun hatten aber beide das Rentenalter erreicht und wollten sich in den wohlverdienten Ruhestand zurückziehen. Nur ein Nachfolger fehlte. Ich habe dann angefangen, mir Gedanken zu machen, Pläne und Zahlen gewälzt. Man muß ja überlegen, ob Aus „Renndienst Schinko“ wurde „Trackracingparts“ 11
Offiziell begonnen hast Du ja dann zum 1. November, kannst also bald Einjähriges Bestehen feiern. Wie ist es für Dich angelaufen ? Ich sag mal so, nachdem ich zuvor nie etwas mit Logistik, Handel etc. zu tun hatte und nur den Crashkurs hatte, gab es anfangs schon einige Sachen, wo man erst mal auf dem Schlauch steht. Aber eigentlich gibt es nichts, wo man sich nicht helfen könnte. Corona hat dann aber schon etwas reingehauen ? Ja, nachdem man sich die ersten drei Monate sortiert und gedacht hatte, jetzt hat man sich für die bevorstehende erste Saison in dem Geschäft aufgestellt, kam der große Hammer mit Covid-19 und erst mal gar keinen Rennen. Da kommt man schon ins Überlegen, wie geht es weiter, kann man es stemmen, wie lang wird das gehen, was wird jetzt. Glücklicherweise ist es ja dann wieder etwas angelaufen. Ich habe versucht, die plötzlich vorhandene überschüssige Zeit zu nutzen, um andere Sachen vorzubereiten. Mein großes Glück war, daß ich meine Finger in mehreren Sparten drin habe, daher konnte ich viele andere Sachen machen und habe mehr mechanische Serviceleistungen ausgeführt. Glücklicherweise wurde ja in einigen Ländern dann trotzdem gefahren, so daß das Geschäft nicht ganz abgerissen ist. Was hast Du verändert im Gegensatz zum Renndienst Schinko? Die größte Veränderung ist, glaube ich, der Online-Shop, den es so in dem Maße noch nicht gegeben hat. Aber die Digitalisierung läßt sich nicht aufhalten, und nachdem das auch eine große Erleichterung ist, hat es sich einfach angeboten. Natürlich gibt es auch Kunden, die es eben von Schinkos gewohnt sind, anzurufen oder per Mail zu bestellen. Aber Schinkos waren zu zweit - Inge hat sich um die ganze Büroarbeit gekümmert und Walter um die Logistik etc., während man bei mir schon merkt, daß ich den Großteil alleine stemmen muß. Sicher hilft mir meine Frau Kerstin auch tatkräftig, z. B. wenn am Computer wieder was nicht funktioniert. Ohne das ginge es nicht - ich bin z. B. computertechnisch nicht ganz so bewandert, und wenn die Ware raus muß und plötzlich was nicht funktioniert, hab ich einfach nicht die Zeit, den Drucker neu zu installieren oder so. Rein optisch ist die markanteste Veränderung, daß statt dem „roten Lieferwagen“ jetzt ein Trailer im Fahrerlager steht. 12
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Was möchtest Du uns sonst noch über Trackracingparts sagen ? Es ist schon ein gewaltiger Schritt, ein Unternehmen zu übernehmen, das 40 Jahre Bestand hat. Aber andererseits habe ich auch ganz ganz viele Ideen, wie man es noch zukunftsfähiger machen kann. Wir wollen definitiv noch kundenfreundlicher werden im Sinne weiterer Vereinfachungen; sicherstellen, daß die Ware zeitig rausgeht. Auch will ich mehr technische Informationen effektiver an den Mann bringen, besonders im Nachwuchsbereich. Und natürlich soll die Qualität der Teile im Vordergrund stehen – manchmal ist weniger mehr. Deshalb schaue ich mir auch das Sortiment an und prüfe, ob z. B. etwas raus muß, weil es evtl. den Anforderungen nicht entspricht. Dann denkt man natürlich auch immer darüber nach, was man noch anbieten kann. Über eine App müßte man früher oder später, wenn wir dann dieses Corona gut hinter uns gelassen haben, wohl auch mal nachdenken, aber momentan ist das noch Zukunftsmusik. Jetzt bist Du ja in Deinen zahlreichen Funktionen ohnehin schon viel unterwegs, das wird mit Deinem neuen Engagement ja nun definitiv noch mehr werden ? Zumindest wenn die Saison wieder normal verläuft. Aber nichts ist unmöglich, das kriegen wir schon gestemmt. Auf den ersten Blick sieht es nach einer Menge Jobs rund um den Sport aus. Aber andererseits bin ich ja früher auch schon viel im Ehrenamt unterwegs gewesen und hatte einen Vollzeitjob, und den habe ich jetzt auch noch. Aus der Sicht hat sich eigentlich nicht viel verändert. Wie vereinbarst Du diese Tätigkeit mit Deiner Funktion als Teammanager der deutschen Nationalmannschaft oder auch als Trainer beim ACL und ADAC? ImMoment kann man es vereinbaren, weil ja leider wenig los ist. Mal sehen, wie es wird, wenn eine normale Saison kommt. Mein Ansatz ist, es gibt für alles eine Lösung. Man merkt auch, daß die Leute vermehrt über den Online-Shop kaufen, das wird gut nachgefragt. Insofern bin ich zuversichtlich. Der Online-Shop scheint für Tracracingparts schnell an Bedeutung zu gewinnen. Ja, der Online-Shop ist eine wichtige Komponente für das neue Trackracingparts, auch wenn wir jetzt erst mal „nur“ mit einer Anfangsversion online gegangen sind, damit er eben funktioniert. Es fehlt aber noch viel an Fotos usw., denn wir haben so viel im Angebot, daß das schon mal ein Faß ohne Boden wird, passende Produktfotos zu machen. Wir haben fast 3000 verschiedene Artikel vor Ort, und davon dann auch noch unterschiedliche Variationen. Das komplett fertigzustellen dauert sicher noch über den ganzen Winter. Trackracingparts setzt ja darauf, nicht - wie die polnischen Shops - ausschließlich auf Speedway spezialisiert zu sein. Wir haben Speedway, Langbahn, Seitenwagen und Eisspeedway, und in Zukunft soll auch noch ein Sortiment für Flattrack dazukommen. Da ist noch reichlich zu tun. 15
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Tuning machst Du ja auch noch ? Naja, Tuning würde ich es nicht nennen. Das ist mein Hobby nebenbei. Wenn die Zeit es zuläßt, mache ich Service und unterstütze junge Fahrer oder mache kleinere Reparaturen. Aber das nicht nur im Motorenbereich, sondern auch generell in den Bereichen Fahrwerksaufbau und -abstimmung, biete Techniklehrgänge, die man bei mir buchen kann (leider noch nicht online ), an. Was bekommt man sonst noch bei Dir ? Generell alles, was mit dem Sport zu tun hat. Trainigslehrgänge, auf Wunsch Komplettaufbauten von Motorrädern, Räderservice etc etc. Und überhaupt, wie gefällt Dir Deine neue Aktivität nach fast einem Jahr ? Ich bin zufrieden, es macht Spaß. Die größte Herausforderung ist natürlich die Selbstständigkeit – man arbeitet wirklich selbst und ständig. Aber andererseits hat man schon gewisse Freiheiten und ist viel flexibler, als wenn man im Schichtbetrieb arbeitet. So haben wir z. B. in Landshut wegen der Jahreshauptversammlung einfach ein Training verschoben, statt es ausfallen zu lassen. Das wäre früher schwierig gewesen, wenn es nicht mit dem Schichtplan gepaßt hätte. Ich habe nun einerseits mehr Freiheit, auch mal als Betreuer zu einem Rennen zu fahren. Aber andererseits muß auch diese Zeit wieder eingearbeitet werden, weil die Kunden ja nicht darunter leiden dürfen - es ist aber eben einfacher zu regeln, wenn man es mit sich selber ausmachen kann. Und was ich am allermeisten genieße, ist, „Dahoam“ zu sein. Kein ewiges Rumfahren, im Stau stehen, stundenlang außer Haus – man ist einfach zu Hause. Und das genieße ich schon sehr. Natürlich hoffe ich auch, daß ich alles zur Zufriedenheit meiner Kunden anbieten kann, daß die Kunden zufrieden sind und ich dadurch den großen Kundenstamm halten und weitere Kunden generieren kann. Im Online-Zeitalter ist es ganz wichtig, up to date zu sein und auch das, was die Kunden wollen, verfügbar zu haben. Die Kunden wollen heute das, was sie brauchen, gleich. Wenn man es nicht vorrätig hat und nicht sofort liefern kann, sind die schnell auch bei einem anderen Händler. Meine Kunden sind ja nicht nur die Endnutzer, sondern auch andere Händler in Europa – das ist ebenfalls eine interessante neue Erfahrung, die hatte man vorher gar nicht so auf dem Schirm, z. B. die Händler in Schweden oder Finnland. Manchmal ergeben sich auch ganz interessante Begegnungen. So hat mir ein Händler in Skandinavien dann erzählt, daß er sich noch erinnern kann, wie er als Jugendlicher mit seinen Eltern im Stadion war, als ich gefahren bin. Die Einkaufsseite des Geschäfts ist auch nicht uninteressant, der Kontakt mit den Außendienstlern der Hersteller. Man lernt immer und überall dazu. 17
Schwenken wir mal noch ganz kurz auf den Bahnsport - wie ist Deine Vision für 2021 ? Naja, zum einen wird ja Corona nicht gleich zum 31.12.2020 verschwunden sein. Man muß sich also schon Gedanken machen, wie man sich mit der Situation arrangieren kann. Nicht nur aus geschäftlicher Sicht natürlich, sondern auch sportlich gesehen. Politik, Föderation, Clubs – das alles spielt ja zusammen. Man muß Wege finden, damit man in ausreichendem Maße auch Veranstaltungen durchführen kann. Ohne Veranstaltungen sterben nicht nur die Vereine, sondern der ganze Sport. Insbesondere der Nachwuchs, aber auch die Handvoll Profis in Deutschland brauchen die Möglichkeit, regelmäßig auf dem Bike zu sitzen – bei Trainings, Veranstaltungen etc. Selbst wenn die Situation sich wieder verschlimmert, wie es im Moment der Fall ist – man muß sich arrangieren und Lösungen finden, weil nochmal alles stilllegen ist nicht der Weisheit letzter Schluß. Wir schließen das Gespräch mit einem kleinen Rundgang durch Werkstatt und Lager ab. Danke für die Einblicke und gutes Gelingen für Trackracingparts ! 18
Egon Müller braucht eigentlich keine extra Vorstellung. Er ist immer noch der einzige deutsche Speedwayweltmeister in der Geschichte des Bahnsports und mittlerweile fast 72 Jahre jung. Aber wer Egon kennt, weiß, daß er sich noch lange nicht aufs Altenteil zurückziehen wird, wie seine ganzen Aktivitäten im Bereich der Musik und der sozialen Medien wiederspiegeln. Servus Egon. Wie bereits bei der Einführung geschrieben, braucht es bei Dir keine extra Vorstellung. Aber erzähl uns doch mal, wie es Dir in der ‚erweiterten Lebensmitte‘ so geht. ‚Erweiterte Lebensmitte‘ gefällt mir… Danke der Nachfrage, mir geht es sehr gut. Wenn ich mir meinen Kalender vom vergangenen Jahr so anschaue, bin ich immer noch voll im Geschäft. Ich hatte über 75 Veranstaltungen, wie Motorrad- und Oldtimerevents, Messen, Moderationen etc., plus die dazugehörige Vor- und Nachbereitung mit PR und IT. Da war ich dann doch ganz schön beschäftigt. Dazu kommen noch die sozialen Medien mit neun Facebook-Accounts, einem eigenen Youtube-Kanal, Twitter und Instagram. Was macht eigentlich Egon Müller? Wenn man Deine Aktivitäten in den sozialen Medien so verfolgt, scheint der Rummel um die Person Egon Müller nicht abgenommen zu haben. Was steht denn alles auf deiner ‚to-do-Liste‘? Der Name Egon Müller steht wohl noch immer wie kein anderer für den deutschen Bahnsport, und deshalb will ich diesem Sport, dem ich viel zu verdanken habe, auch etwas zurückgeben. Anfang Januar hatte ich schon 22 Veranstaltungen für 2020 gebucht, und täglich werden es mehr. (Anmerkung der Redaktion: Das Interview fand vor Corona statt.) Aber ich mache das, wie gesagt, gerne, und das Ziel ist, daß der Bahnsport und auch junge Rennfahrer von meiner Popularität profitieren können. Ich bin schon weit davon entfernt, das nur zur Befriedigung meines eigenen Egos zu tun. Das brauche ich nicht mehr. Auch wenn viele Menschen das nicht glauben wollen. Du bist ja nicht nur in Deutschland, sondern auch international eine Bahn sportikone. 785 Rennsiege, 36 Bahnrekorde, 5x Deutscher Speedwaymeister, 3x Langbahnweltmeister und dann als Krönung 1983 der Einzeltitel bei der Speedwayweltmeisterschaft sprechen da eine eindeutige Sprache. Wie müßte Deiner Meinung nach der Werdegang eines jungen, talentierten Fahrers aus Deutschland aussehen, damit er eines Tages annähernd in deine Fußstapfen treten könnte? Das ist eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird, und ich weiß auch, daßmeine Antwort nicht immer gern gehört wird. Schau Dir doch mal die jungen Fahrer von heute 24
alle an. Die kommen auf den Rennplatz mit einem 6,50 m Sprinter mit 4 Schlafboxen, Mikrowelle, Kühlschrank und - ganz wichtig - einem Mega-Soundsystem. Dann laden die aus und haben alle Material vom Feinsten dabei. Das hatten wir damals alles nicht und waren dennoch erfolgreich. Wir haben zum Transport unseres Motorrads schon mal die Rücksitzbank vom Auto ausgebaut und das Moped da reingestellt. Darüber muß man sich mal Gedanken machen und sich selber hinterfragen. Die Familie und Sponsoren investieren viel in die jungen Fahrer, aber halt oft am falschen Platz. Ich bin der festen Überzeugung, daß der eigene Körper der allerwichtigste Faktor ist, um Erfolg zu haben. Eine gute Grundfitness ist die absolute Voreinem gesunden Körper wohnt auch ein wacher Geist, und bekanntlich spielt sich im Rennsport viel im Kopf ab. Sogar ich habe am Ende meiner Karriere täglich 4,5 Stunden mit Lauftraining und im Kraftraum zugebracht, weil es sonst nicht möglich gewesen wäre, den Sport auf diesem Niveau auszuüben. Nicht nur das Talent, auch die Einstellung bestimmt, wer mal ein Großer wird. Da brauchen die jungen Fahrer aber auch den richtigen Mentor, der sie auf diesem Weg begleitet. Das gleiche gilt auch für die Technik. Das Zauberwort hier heißt ‚Traktion‘. Jeder junge Fahrer wünscht sich immer am besten einen Motor von einem Top-Tuner, aber am Ende beherrschen sie das Gerät nicht, auf dem sie sitzen. In fast allen Fällen reicht die Leistung, die zur Verfügung steht, vollends aus. Die Frage ist, wie bringe ich die auf die Bahn, und da scheitern halt viele. Das hat zum einen mit der Abstimmung der Technik zu tun, Übersetzung, Bedüsung, Reifendruck, etc, aber eben auch wieder mit der körperlichen Fitness und dem Körpergefühl. Wie sitze ich beim Start richtig, wie komme ich mit Schwung aus der Kurve und habe genügend Vorschub. Aber wie gesagt, da braucht die Jugend immer einen guten Lehrer und Mentor, das ist nicht einfach mal so vom Opa erklärt. Da fällt mir ein, ich bin ja selber Opa!(lacht) Wie schätzt Du die Entwicklung des deutschen Bahnsports im europäischen Vergleich ein? Mit Martin Smolinski, Kai Huckenbeck, Kevin Wölbert und Erik Riss haben wir doch auch Potenzial, das sich sehen lassen kann? aussetzung, um sein Motorrad entsprechend bewegen und auch beherrschen zu können. Man sieht ja schon teilweise, wie die Jungs und Mädels draufsitzen oder wer nach der ersten Runde schon lange Arme bekommt. Das wird so nichts. Da gehört tägliches Fitness- und Konzentrationstraining dazu, aber genauso wichtig ist die Ernährung. Wenn ich zu Rennplätzen unterwegs bin und sehe, wie viele Sprinter der Fahrer vorher noch am letzten Autobahnrastplatz beim großen gelben M Halt machen, frage ich mich, ob da einige nicht begriffen haben, was es heißt, Leistungssport zu betreiben. Nur in 27
Natürlich sind die oben Genannten auch auf internationalem Niveau mal für die ein oder andere Überraschung gut, nur fehlt ihnen allen die Beständigkeit, über Jahre oder zumindest eine ganze Saison hinweg eine konkurrenzfähige Leistung auf höchstem Niveau abzurufen. Die Ergebnisse sprechen ja spätestens dann eine deutliche Sprache, wenn man auf die ganz großen Nationen trifft. Aber ein Anfang ist gemacht, nur muß man gemeinsam, Verband, Vereine, Fahrer daran arbeiten, um die Gesamtsituation wieder zu verbessern. Mehr Miteinander auf allen Ebenen als Gegeneinander Die Leistung unserer Spitzenfahrer ist das eine, aber Speedway ist in Deutschland immer noch eine Randsportart. Was sollten der DMSB und die Vereine unternehmen, um wieder mehr Nachwuchsfahrer zu generieren? Wie gesagt, es geht nur gemeinsam. Als Einzelkämpfer bist du da auf verlorenem Posten. Wichtig ist natürlich eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, um überhaupt einmal Aufmerksamkeit zu erregen. Aber leider ist PR und Marketing für viele Vereine, aber auch für Fahrer und beim Verband ein Fremdwort. Ihr in Landshut macht das, genau wie eine Handvoll anderer Vereine, schon ganz gut, nur das alleine reicht natürlich nicht. Da muß man auch mal über den Tellerrand schauen, was andere machen und sich mal mit denen unterhalten. Sogar bei mir kommt der Bekanntheitsgrad nicht von ungefähr, da steckt jede Menge Arbeit drin. Und jeder Sport lebt doch von Idolen, und ich finde es wichtig, daß sich diese Idole auch bei ihren Vereinen mit einbringen. So kann man junge Fahrer auf das Motorrad bekommen. Dann muß natürlich auch ein regelmässiger Traniningsbetrieb unter fachkundiger Anleitung gewährleistet sein. Jeder Nachwuchsfussballer trainiert heute mindestens zweimal pro Woche, und da hilft es dem jungen Motorsportler nicht, wenn er sich einmal im Quartal zum Training begibt und dann noch ohne Anleitung oder unter Anleitung vom Opa trainiert, der auch mal Roller gefahren ist. Ich bin selber zig Kilometer jedes Jahr unterwegs und betreue junge Fahrer, aber das sollten auch ehemalige aktive Fahrer des Vereins oder noch aktive Fahrer machen können. Die Qualität eines Trainings bestimmt den Spaß, den die Jungs und Mädels haben, und wenn es Spaß macht, dann bleiben die dabei und haben Erfolg. Auch den Verband darf man nicht seiner Pflicht entbinden, den Bahnsport nicht ganz sterben zu lassen. Wir Fahrer und die Vereine haben über die Jahre hinweg viel Geld an den DMSB bezahlt, und es ist halt nun auch mal an der Zeit, etwas zurückzugeben. Das kann in Form von Geld sein, aber auch in Form von Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit, Investitionen, etc. Wo siehst Du den größten Unterschied zwischen dem Bahnsport zu Deiner aktiven Zeit und heute? Es schien damals auch neben der Rennbahn noch anders zur Sache gegangen zu sein. Ist der Sport heute 28
professioneller geworden? Konnte man sich damals mehr erlauben, weil es das Internet noch nicht gab? Nun, auf der Bahn hat sich nicht viel geändert. Es geht immer noch links herum, ein Heat dauert vier Runden, und wer als erster durchs Ziel fährt, hat gewonnen. Natürlich ist die Technik im Laufe der Jahre immer verfeinert worden, aber am Ende haben alle Fahrer grundsätzlich dieselben Möglichkeiten. Damals wie heute. Die sozialen Medien und das Internet haben den ganzen Sport und damit auch die einzelnen Sportler natürlich viel transparenter gemacht, aber gerade da liegen auch große Chancen für den Sport. Leider hat man das noch nicht überall erkannt. Jede Art von Events benötigt Profis, die auf einer professionellen Ebene arbeiten. Man stelle sich einmal vor, die INTERMOT in Köln ohne Werbung. Da würden anstatt 80 000 Menschen nur 3 000 kommen, die sich unter Freunden und Fans untereinander informiert hatten. Ne, geht überhaupt nicht. Fiasko vorprogrammiert. Im Bahnsport denkt man, ich hau ein Plakat auf Facebook rein, und die ganze Welt weiß Bescheid. Da kann ich echt nur lachen. Leute, die wie ich über 10 Jahre im Netz arbeiten, wissen, wie dieser Verein gestrickt ist. Die Social- Media Anbieter arbeiten mit allen Tricks der Welt, um den Mitgliedern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Teilst Du mehr wie 10-mal, bist Du gleich blockiert, oder wirst immer wieder aufgefordert, für mehr Aufrufe zu bezahlen. All diese Trick muss man kennen, um denen nicht auf den Leim zu gehen. So, jetzt haben die sogenannten Werbeexperten Ihr Plakat hochgeladen und wundern sich über die wenigen Aufrufe. Ist ja auch kein Wunder, wenn man keinen Aktionsradius hat, und Facebook beispielsweise einfach nur 25 der eigenen Facebookfreunde informiert. Ich betreibe nicht nur aus dem Grund insgesamt 15 Social Media Seiten, um den gesamten Markt abzugrasen. Bist Du heute eigentlich noch als Motorentuner aktiv? Du warst ja nicht unerheblich daran beteiligt, daß es Martin Smolinski 2014 in den Speedway GP geschafft hat. Ich mache schon noch was, stehe aber nicht mehr jeden Tag in der Werkstatt. Zum einen, weil ich aufgrund meiner PR-Aktivitäten gar nicht mehr die Zeit habe, und zum anderen, weil ich nicht bis zum Lebensende in der Werkstatt stehen will. Ich habe meine treuen Stammkunden, die mir teilweise über 20 Jahre die Treue gehalten haben, und die schicke ich natürlich nicht weg. Es kommen auch ab und zu mal aktive Fahrer, die mich bitten, mal auf was draufzuschauen, was ich ebenfalls gerne mache. Aber wie gesagt, alles im überschaubaren Rahmen. Wo siehst Du den deutschen Speedwaysport in fünf Jahren ? Ich sehe momentan eine leicht steigende Tendenz, und wir haben ja auch mit Norick Blödorn und Ben Ernst einige Weltmeister in den Nachwuchsreihen. Da kann schon 30
was heranwachsen, wenn die Jungs auf dem Boden bleiben und hart an ihrer Karriere arbeiten. Dazu braucht es die richtige Förderung aus dem Umfeld und natürlich eine gute Beratung. Viele gute Talente sind gescheitert, weil ihnen ein Floh ins Ohr gesetzt wurde, und dann war es das schon mit der Karriere. Lieber Egon, ganz herzlichen Dank für das Interview und Deine Einschätzung. Gibt es noch irgendetwas, was Du dem Landshuter Publikummitteilen möchtest? Zum Schluß wünsche ich mir, daß wir uns nach all den Jahren und großartigen Rennen noch einmal im Landshuter Stadion sehen werden. Bis dahin sage ich mit motorsportlichen Grüßen: „ Tschüß, Euer Egon Müller.“ IMPRESSUM Auflage: 1500 Stück pro Ausgabe Autor, Herausgeber, Redaktion: Automobilclub Landshut e.V. im ADAC Kirchgasse 250 84028 Landshut info@ac-landshut.de, www.speedway-landshut.de Texte: Klaus Zwerschina, Claudia Patzak-Krüger Fotos: Hermann Boxleitner, Niklas Breu, Michael Eder, Tom Hofmeister, Christopher Horne Bild Seite 26: Quelle: DMSB Druck und Bindung: Druck Plus // www.druck-plus.de Design,Satz und Titelbild: Werbeagentur madmoses // www.madmoses.de
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Vor Kurzem hat unser AC Landshut Devil Jonas Wilke seinen Fahrerkollegen, dem Verein und der Bahnsportgemeinde mitgeteilt, daß er sich mit sofortiger Wirkung aus dem Sport zurückziehen wird und sich fortan seiner beruflichen Tätigkeit im elterlichen Betrieb widmen will. Seine ersten Gehversuche hat Jonas ab 2011 beim AMC Haunstetten gemacht, bevor er zum AC Landshut kam. Seit 2017 war er in Bayerncup und Teamcup bei den AC Landshut Young Devils im Einsatz, 2019 folgte dann der Vertrag für die Bundesliga auf der C-Position. In seinem ersten Jahr beim AC Landshut belegte er den 3. Platz bei der Deutschen Meisterschaft und gewann die Süddeutsche Bahnmeisterschaft. 2018 dann wurde er Bundesendlaufsieger, im vergangenen Jahr belegte er beim ADAC Bundesendlauf und der Süddeutschen Bahnmeisterschaft jeweils Platz 3 sowie Platz 8 bei der U21-DM. Seit Bestehen des ADAC Südbayern Juniorkaders war Jonas auch Mitglied in diesem Förderprogramm. Auch in der Saison 2020 wäre er wieder für uns mit der Bundesligamannschaft ans Startband gerollt, hätte denn alles so stattgefunden, wie geplant. Die Entscheidung ist dem 18-jährigen nicht leichtgefallen; jedoch war in den vergangenen Monaten immer mehr die Erkenntnis gereift, daß sich ein 100%-iger beruflicher Einsatz und ein 100%-iger Einsatz auf der Speedwaybahn einfach nicht vereinbaren lassen. Wir hoffen jedoch, Jonas immer wieder bei Veranstaltungen begrüßen zu dürfen. Und, kleiner Tip, beim heutigen Paarcup wird er – so seine bisherige Planung – als Funktionär für den AC Landshut im Einsatz sein, so daß die Fans auch die Gelegenheit haben, persönlich „Servus“ zu sagen. Lieber Jonas, wir – Vorstand, Teamkollegen, Funktionäre und Mitglieder des AC Landshut - wünschen Dir für die nun eingeschlagene Laufbahn alles Gute, und möge in Deinem Herzen und in Deinem Terminkalender immer ein kleiner Platz für das Speedway übrigbleiben ! Servus, Jonas ! 34
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